„Es interessiert mich nicht wie die Dinge aussehen. Ich will die Dinge festhalten, um sie zu dem zu machen, was ich sehe.“ (Sandra Bergemann)
Sandra Bergemann wurde 1980 in Stralsund geboren, studierte am Lette-Verein Berlin bei Roger Melis und schloß mit 22 als eine der jüngsten Absolventinnen mit der Schwarzweiß-Portraitserie GESICHTER DER DEFA ab.
In den darauffolgenden Jahren erweiterte sie die GESICHTER DER DEFA-Reihe zu einem komplexen Ausstellungs- und Buchprojekt, welches bis heute deutschlandweit und international gezeigt wird. Ausstellungsorte waren unter anderem das Willy-Brandt-Haus, Berlin, die Technischen Sammlungen Dresden und die GOETHE-Institute in New York, Alexandria und Madrid.
Die GESICHTER DER DEFA sind in Kooperation mit dem Filmmuseum Frankfurt/Main als Teil des Archivs auf der Website www.filmportal.de für eine breite Öffentlichkeit einsehbar.
Sandra Bergemann wendet sich ab 2010 neuen Sujets zu: ihre Bestrebungen richten sich nun gegen den Abbildungscharakter der Fotografie. Mit den Mitteln des Mediums versucht sie seine Realitätszugehörigkeit aufzulösen. In ihren abstrakten Werkserien (unter anderem VON MOMENTEN, 2010-2013 und AUS DER TIEFE, 2012-2014), die sie an der Ostsee erarbeitete, und in ihren gegenständlicheren Werkgruppen (GEGEN DAS SEHEN, 2013-2015 und VON DER WELT IM INNEREN, seit 2013) eröffnet sich eine neue Ebene der Wahrnehmung.
Sandra Bergemann lotet mit ihren technischen Experimenten die fotografischen Möglichkeiten aus. Sie nutzt Polaroidmaterial, um auch ohne den Einsatz von Licht Bilder von Landschaften mit fernen Horizonten entstehen zu lassen (HORIZONTE, 2017 und HORIZONTVERSCHIEBUNG, 2019). Ganz ohne den Einsatz einer Kamera kommen die Serien FOTOGRAMME (2016-2017) und SUPREMATIS (2017) aus.
In ihrer Beschäftigung mit dem Paradoxon mit fotografischen Mitteln das Abbild zu negieren, geht Sandra Bergemann in den Arbeiten der Serie in EIN UNBESCHRIEBENES BLATT (2019) noch weiter. Sie läßt in den Arbeiten Bildzusammenhänge ganz verschwinden. Das „Außen vor der Kamera“ ist praktisch nicht existent. Für den Betrachter werden die teils monochromen Bildflächen somit zur Projektionsfläche.
Neben der Fotografie arbeitet Sandra Bergemann auch mit anderen Materialien und Techniken: Ihre Themen Natur und Wasser erfahren durch Video, Kunstharz und Holz Erweiterungen. Auch ein interaktives Objekt entstand 2018 aus einem Solarmodul für die Kreiswerke Barnim: YOU ARE THE SUN.
In über siebzig Ausstellungen wurden Bergemanns Arbeiten bisher, nicht nur deutschlandweit, gezeigt.
Seit 2012 ist Sandra Bergemann auch kuratorisch tätig, unter anderem konzeptionierte sie für die Kunsthalle Kühlungsborn ein Kunstfestival und für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ein Community-Art-Projekt.
Im Corona-Jahr 2020 war sie Gründungsmitglied des Umweltfotografieprojektes CHANGING
PLANET-NETWORK FOR YOUNG PHOTOGRAPHERS. Mit diesem Projekt organisiert sie Ausstellungen, unter anderem im Roten Rathaus (Berlin) und in den Gärten der Welt (Berlin) mit über Tausenden von Besuchern.
In der Marienkirche in der Weltkulturerbestadt Stralsund präsentiert Sandra Bergemann 2024 eine Lichtkunstchoreografie: LICHT DES FRIEDENS UND DER VERSÖHNUNG. Auch hier begegnet sie dem Medium Licht und beschäftigt sich mit seiner emotionalen Atmosphäre auf innovative Art und Weise. Sie versteht den Architekturkörper nicht als Projektionsfläche, sondern als Transistor, der das Licht und die Emotionen, die es hervorruft, weiterträgt und verstärkt.